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Schlagwort: töpfern

die Leichtigkeit des Seins

die Leichtigkeit des Seins

Keine Sorge, es geht um Leichtigkeit. Oder um Gewicht. All die miesen Meldungen aus der Tagesschau, lassen wir mal weg heute.
Wenn man sich im Internet so umsieht und all die „neuen Töpfer“ ihre Werke mit „gefällt mir“ dekorieren, zweifle ich oft wirklich am gesunden Verstand. Dicke Humpen mit einer Tonwurst als Henkel werden gefeiert. Aber scheinbar voll im Trend, irgend welche Minderleistungen zu hypen…

Ich gebe euch hier mal (m)einen Gegenvorschlag. Meine Tassen werden aus 320g Ton gedreht. Ich drehe nicht ab. Für Töpferlaien – abdrehen ist ein Arbeitsschritt, bei dem nach dem antrocknen des Tons nochmal mit einer Schlinge Material entfernt wird. Damit kann man seine Gefäße auch leichter machen. Geht bei mir nur nicht. Die Wandung ist zu dünn.
Nach dem henkeln, glasieren und brennen bleibt bei mir ein Tassengewicht von ungefähr 260-270 Gramm. Das Volumen liegt bei 0,7l – also ein nettes Fläschchen Wein. Zum Glück schätzen meine Kunden diese Leichtigkeit ebenso.

Dieses Exemplar hier ist mit meiner Thüringer Lehmglasur außen und einer Holzascheglasur innen versehen. Schlicht, leicht, geil – eben Handarbeit. Wenn du als Töpfer leichtere Tassen mit mehr Volumen schaffst, bring sie mir mal am Stand vorbei. Solch Meister gebe ich dann gern ein Bier aus.

Spieglein an der Wand

„Jetzt lernst du langsam das drehen“, meinte mein Lehrmeister zu mir, als ich mit Ton am rechten Ohr am Mittagstisch Platz nahm. Wie kam der Ton dort hin? Um die Form vom gedrehten Gefäß zu sehen, muss man es von der Seite betrachten. Das geht nur, wenn man wirklich von der Seite schaut. Dazu legt man halt den Kopf auf das Knie. Da die Hose beim drehen voller Ton ist (zumindest als Stift), kann so schon mal auch Tonmasse am Ohr landen…

Heute landet nicht mehr ganz so viel Ton auf der Hose. Und um das gedrehte Objekt im Profil zu sehen, muss man nicht unbedingt den Rücken so sehr krümmen. Dabei kann ein Spiegel helfen. Man platziert ihn (als Rechtshänder) auf der linken Seite vom Scheibenkopf. Die Anordnung sieht man auf dem oberen Bild. Unten sieht man das nun mal aus der Perspektive beim drehen. Ich habe für das Bild einen Becher auf den Scheibenkopf gestellt. Ohne den Rücken stark zu krümmen, kann man die Form auf diese Art seitlich sehen. Das kann eine Rücken schonende Hilfe sein.

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