Keramikwerkstattblog

Schlagwort: Töpfer

15. Juli 1994

15. Juli 1994

15. Juli 1994

Ein Tag, tief eingebrannt in meine Erinnerungen.
Früh noch beim Meister Hartmut in der Werkstatt, packt man seine Tonklumpen und das Gesellenstück ein. Macht sich mit letzten „Anweisungen“ auf nach Bürgel. Zusammen mit fünf weiteren Azubis steht die Gesellenprüfung an. Krug 30 cm Höhe, Schüssel 30cm Durchmesser, Kleinserie drehen (glaube ich, Erinnerung daran ist schwach), Henkel ziehen, dekorieren. Nicht durchfliegen ist das Mindestziel. Wegen eines Bodenrisses in der Schüssel des Gesellenstücks, schaffte es eine Mitbewerberin auch nicht. Ich glaube, weil sie versuchte, den Riss zu verstecken… Selten dämlich, wenn ich heute so daran denke.

Nach dem drehen, was mir damals meiner Meinung nach passabel gelang, dann die Verteidigung des Gesellenstückes. Es ist wie ein Gespräch vor der Prüfungskommission, wo man über eben dies Gesellenstück und allgemein auch über das töpfern spricht. Nervosität pur. Nach 30 Jahren – danke Sven für die Geste, dass ich bestanden habe. Machte das warten auf das Endergebnis leichter.
Wie man sieht, war damals Lehmglasur auch schon mein Thema. Zwar hier nur 1200 Grad statt 1280 Grad, aber die Materialien sind heute identisch. Die Beschriftung der Flasche (die neben der Schüssel, einem Windlicht und zwei Bechern bis heute ganz blieben), übernahm damals die Chefin. Meine Sauklaue sollte wohl besser vermieden werden. 😉

Man kann auch sagen: ohne eigene Handschrift. Und dies fällt mir immer wieder auf, wenn ich mir die alten Stücke betrachte. So brav, kein Gefühl für Proportionen, kein Pepp. Es fiel mir nicht in den Schoß. Solch Talente gibt es hin und wieder. Ich gehörte nicht dazu.

30 Jahre her. 30 Jahre Töpfer. Wobei ich ja zuvor schon keramisch unterwegs war. Davon bin ich nun über 20 Jahre selbstständig. Und ständig entwickelt man sich weiter. Und genau wie damals, ist heute ein wunderbar sonniger Tag.
Das ich in meinem alten Audi Coupe danach im Stau auf der A4 verbrachte, hat mich nicht gejuckt. Bestanden! Olaf war nun ein echter Töpfer…

Ton zu weich

Ton zu weich

Ton zu weich

Da muss ich mich schon an neue Tonsorten gewöhnen… Und dann ist das Zeug auch noch extrem weich. Man kann da zwar leichter zentrieren, aber danach sehe ich gar keinen Vorteil mehr. Dreht man zu dünn, klappen die Keramiken einfach auf der Scheibe oder beim abheben zusammen. Da hilft nur eine vorherige Tontrocknung.

Die 10kg Hubel auf dem Tisch auspacken und über Nacht stehen lassen. Ich schneide die Tonblöcke noch einmal mittig durch und bringe sie, in die auf dem Foto zu sehende Position. So kommt mehr Luft dran und sie fallen nicht einfach um. Wie lange man trocknet, hängt von Luftfeuchte und dem gewünschten Ergebnis ab.

Nun kann ich wieder dünner drehen und ich (l)eiere nicht wie der Lehrling herum. Zusätzliche Arbeit die ich nicht brauchen kann und Platz nimmt es auch weg. Böser Ton…

Virus

Corona II

Hilft ja alles nichts, wir alle müssen mit der Situation klar kommen. Ein wenig schaut man natürlich auch in die Zukunft. Passiv auf Besserung warten ist nicht mein Ding. Aber man sieht als Keramiker, lange kein Licht am Horizont. Das Geld vom Weihnachtsgeschäft ist verbraucht und ab April wäre man nun wieder los gezogen. So schnell wird es aber keine Märkte mehr geben und das Kaufverhalten wird wohl auch anders sein. Zuerst muss nun doch der Webshop her. Die Zeit die ich in den Marktverkauf gesteckt habe, muss nun eben in den Versand investiert werden. Hätte nicht gedacht, dass ich mich so schnell wandeln muss. Für die erste Zeit erwarte ich mir da aber noch keinen Umsatz. Man hat ja gerade wirklich andere Probleme, als fehlende Keramik. Höchstens die Lieblingstasse fällt herunter, was dann doch unter Notfall eingeordnet werden muss.
Mehr Hoffnungen gehen in die Richtung B2B, da Geschäfte (wahrscheinlich unter Auflagen) sicherlich doch eher öffnen werden. Märkte, Stadtfeste bzw. Massenveranstaltungen sehe ich noch nicht wieder so bald kommen. Wenn es gut läuft, gibt es bei kleinen Weihnachtsmärkten ohne Glühweintourismus die Möglichkeit?? So lange kann ich nicht untätig sein. Und nur Kartoffeln und Tomaten anbauen ist etwas langweilig.
Den Shop richte ich bereits ein. Werde es hier verkünden, wenn alles eingerichtet ist. Wahrscheinlich werde ich das Design der Seite erneut wechseln müssen. Ein Shop erfordert halt eine bestimmte Ordnung. Falls es läuft, muss ich Verpackungsmaterial ordern und einen Platz für die Onlineartikel schaffen. Alles wird anders, aber so scheint es ja bei euch auch zu sein. Als Selbstständiger muss man also wach sein und in jede Richtung flexibel bleiben.

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