Keramikwerkstattblog

Monat: September 2021

Mit dem Rad zum Ton

Mit dem Rad zum Ton

Mit dem Rad zum Ton

Mein Weg in die Werkstatt, besteht eigentlich nur aus 13 Stufen. Material kommt per Post. Oder ich muss doch mal das Auto nutzen. Aber auf einer Radtour hatte ich im Frühjahr eine coole Entdeckung gemacht. An einem Berghang entdeckte ich frei liegenden Ton. Die Amis nennen es „Wild Clay“ und ich lese oft davon. Da konnte ich nicht widerstehen und nahm einen Klumpen mit.

Diesen Klumpen habe ich zerkleinert und getrocknet. Dann in Wasser aufgelöst. Mittels Haushaltssieb und Glasursieb haben ich die Steine und Verunreinigungen entfernt. Nach einer Nacht hat sich der Ton etwas abgesetzt. Das klare Wasser habe ich abgegossen und den Tonbrei dann in einer Gipsform getrocknet.
Dann musste das Material nur noch gebrannt werden.

Ich hatte Glück, denn der Ton erwies sich als brauchbar. Allerdings hat er einen extrem niedrigen Schmelzpunkt. Zum drehen oder Töpfe formen also ungeeignet. Somit kam er aber für eine Lehmglasur in Frage. Ihr kennt ja diese alten braunen Einlegetöpfe aus dem Haushalt von Oma oder Uroma. Auch bekannt als Braunzeug , bzw als eine Art „Bunzlauer“ benannt. Genau das geht also mit diesem Ton. Also ab auf das Fahrrad und immer mal Ton holen.

Hier trocknet eine Ladung Ton.

Kennt ihr auch Stellen, wo man so einfach an Ton kommt? Würde mich interessieren. Besonders wenn es in meiner Nähe ist. Oder ihr habt bei euch zu Hause auf dem Grundstück Ton und wollt evl. ganz eigene Töpferware daraus? Kommt auf die Menge und Eignung an. Ihr könnt da gern mal mit mir Kontakt aufnehmen. Ich finde das ziemlich interessant…

Servierplatte

Servierplatte

Servierplatte

Da ist das Ding! Vor einigen Tagen habe ich eine Gipsform von einer Porzellanplatte gemacht. Und hier ist nun das erste abgeformte Exemplar. Einfach Ton ausgewalzt und auf die Form gedrückt. Dann Fußstege und zwei Henkel angebracht – fertig.

Was aber noch viel mehr interessant sein sollte, ist die Glasur auf der Platte. Ich habe in letzter Zeit wirklich viele Glasurexperimente gemacht. Diese Keramik ist nun bei 1280°C gebrannt. Also 140° C mehr, als bei meiner ursprünglichen Ware. War gar nicht so einfach, hier wieder eine rote Glasur zu entwickeln. Hauptbestandteile sind Holzasche und Feldspat. Die bei mir sonst üblichen schwarzen Sprenkel, sind nun im Ton enthalten und scheinen durch die Glasur etwas durch.

Neu sind gelbliche Flecken auf der Oberfläche, welche von der Holzasche kommen. Ich denke noch zwei, drei Brände und Modifikationen, dann kann die Glasur zur Prüfung ins Labor. Das ist Pflicht, wenn die keramischen Oberflächen mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Nebenbei arbeite ich auch an einer hellen Innenglasur. Da habe ich momentan sieben fantastische Varianten und muss eine Entscheidung fällen.

Und da nun Holzasche einer meiner Hauptrohstoffe wird, brauche ich ne Menge davon. Falls jemand aus Meiner Nähe ziemlich viel davon übrig hat (möglichst rein), kann er gern mit mir Kontakt aufnehmen. Wenn also euer Lieblingsapfelbaum – noch von Opa gepflanzt – das zeitliche gesegnet hat… Man könnte theoretisch noch einige schöne Keramikstücke damit dekorieren. Solch eine Servierplatte bietet sich von der Fläche gut dazu an.

Ton zu weich

Ton zu weich

Ton zu weich

Da muss ich mich schon an neue Tonsorten gewöhnen… Und dann ist das Zeug auch noch extrem weich. Man kann da zwar leichter zentrieren, aber danach sehe ich gar keinen Vorteil mehr. Dreht man zu dünn, klappen die Keramiken einfach auf der Scheibe oder beim abheben zusammen. Da hilft nur eine vorherige Tontrocknung.

Die 10kg Hubel auf dem Tisch auspacken und über Nacht stehen lassen. Ich schneide die Tonblöcke noch einmal mittig durch und bringe sie, in die auf dem Foto zu sehende Position. So kommt mehr Luft dran und sie fallen nicht einfach um. Wie lange man trocknet, hängt von Luftfeuchte und dem gewünschten Ergebnis ab.

Nun kann ich wieder dünner drehen und ich (l)eiere nicht wie der Lehrling herum. Zusätzliche Arbeit die ich nicht brauchen kann und Platz nimmt es auch weg. Böser Ton…

Gipsform Servierplatte

Gipsform Servierplatte

Gipsform Servierplatte

Manch Artikel, ist ohne Töpferscheibe einfacher herzustellen. So ist das auch bei Servierplatten. Und als ich neulich bei der Tante zu Besuch war, fiel mir ihre Porzellanplatte in die Hände. Also ausgeborgt und abgekupfert…

Nun ganz abgekupfert auch nicht, weil ja in dem Fall noch Schwindung hinzu kommt und ich Griffe an die Kopien anbringen möchte. Dazu wird es ja auch nicht weiß mit Blümchen dekoriert sein.
Für solch Formenbau, habe ich ein ganzes Arsenal an Brettern in der Werkstatt. Man sucht passende Bretter aus und fügt sie mit Schraubzwingen zusammen. In diesem Fall brauche ich nur die Oberseite der Platte. Also wird sie ganz korrekt in Ton eingebettet, wie man das auf dem Foto sieht.

Jetzt schnell noch isolieren, damit der Gips nirgends anklebt. Ich mache mein Trennmittel selber. Kernseife raspeln, in heißem Wasser auflösen, etwas (Lein)Öl dazu und abkühlen lassen. Habe da kein Rezept mit Grammangaben. Mache ich Pi mal Daumen. Probiert es mit Kleinstmengen selber aus. Jedenfalls viel mehr Wasser als Öl ist dran.

Gips anrühren, rein kippen, abbinden lassen, ausformen, fertig.
Klingt so einfach. Aber Gips in der Tonwerkstatt ist wirklich eine böse Fehlerquelle. Dieses mal habe ich versehentlich kurz zu schnell mittels Bohrmaschine den Gipsbrei gerührt. Lauter Gipsspritzer an den daneben gelagerten Ton Tüten. Böse zukünftige Fehlerquelle… Kommt Gips in den Ton, platzt der dann natürlich spätestens im Ofen weg. Da habe ich mir unnötig was aufgehalst. Ich hoffe, die Servierplatten werden angenommen und sind den Aufwand wert. Aber nun erst mal Form trocknen lassen.

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