Keramikwerkstattblog

Monat: Mai 2021

Kacheln für einen Ofen

Kacheln für einen Ofen

Irgendwann zu Jahresbeginn hatte ich es wohl mal erwähnt, dass ein Auftrag für Ofenkacheln anliegt. Genau genommen sind es eigentlich Fliesen. Die Keramiken sind nicht für die Funktion des Ofens erforderlich. Ganz schön lange her und das Projekt ist bereits abgeschlossen. Aber ich wollte da zeitlich kompakter berichten.

Anfangs schaut man also nach, was man so vorfindet. Ofenbauer und Bauherren haben da meist bereits Tatsachen geschaffen. Halte ich für einen Fehler – ist aber nun mal so. 😉 Die Stellen die mit Fliesen zu bestücken sind, ergeben sich von ganz allein. Dennoch bleibt weiter allerhand Spielraum für Kreativität. Man richtet sich nach den Auftraggebern und greift beratend ein. Ziemlich früh schaut man auch nach der gewünschten Glasur. Weil die nicht bei meinen sonst verwendeten Brenntemperaturen passt, sind da die Kataloge der entsprechenden Anbieter gefragt. Notfalls kann man ja eine Glasur noch farblich ändern.

Und dann geht das auch schon los. Zu erst wird Ton wird an die entsprechenden Stellen vom Ofen gebracht. Nach etwas Trocknung werden die Fliesen geschnitten. Das kann schon ziemlich kompliziert werden, die Fliesen nun so trocken werden zu lassen. Platten, Klebeband, Holzstäbe, Zeitung, Folien, Lötlampe – irgendwie muss es klappen. Dennoch gab es einen kleinen Unfall. Eine Fliese verlor gegen die Schwerkraft. Zum Glück noch im lederharten Zustand. Sie war noch zu retten. Eine kleine Delle wird zukünftig für eine Andekdote gut sein.

Kacheln für einen Ofen
Ton ist geschnitten und fängt an mit trocknen


Sind die Keramiken halbwegs trocken, werden sie verputzt. Hauptsächlich werden die Grate gebrochen. Und dann geht es mit den Tonteilen in die Werkstatt. Heikle Fahrt! Geht auch nur eine Fliese zu Bruch, muss das ganze Segment neu hergestellt werden. Der komplette Fahrzeugboden belegt und mit Tüchern gepolstert. Da eiert man mit dem Transporter echt langsam um die Kurven. Scharf bremsen verbietet sich ebenfalls. Es tobte ohnehin ein Schneesturm…

Und dann braucht man Wärme, Platz und Zeit. 14 Tage habe ich die Tonstücke mindestens trocknen lassen, bis sie in den Schrühbrand kamen. Und nebenbei schon Glasurproben machen…

Teil2, Ofenkacheln glasieren

Glasurproben machen

Glasurproben machen Teil 3

Glasurproben machen Teil 3

Ich bin weiter fleißig am experimentieren. Die Lehmglasur habe ich soweit im Griff. Nur ist sie noch etwas langweilig. Wenn ich extreme Drehrillen im Ton habe, hat sie aber schon durchaus ihren Reiz. Zumindest ist mal alles frei von jeglicher Chemie. Wie bei den Töppern vor hunderten von Jahren (wenn sie mal nicht Bleimennige mit Sand gemischt hatten).

Glasurproben machen
Einfach nur früh schmelzender Ton als Glasur.

Das Thema Farbe nimmt bei Keramikglasuren ja eine wichtige Rolle ein. Am einfachsten funktioniert es ja mit Farbkörpern. Allerdings kann so etwas schnell ins Geld gehen, da diese Pülverchen meist gut kosten. Metalloxide sind da schon interessanter, wobei es auch viele Abhängigkeiten gibt. 3% Kupferoxid sehen nach dem Rakubrand halt anders aus, als aus dem Elektroofen. Angefangen von der Ofenatmosphäre, bis zur Anwesenheit weiterer Zutaten, gibt es viel zu beachten.
Ganz großes Kino finde ich es allerdings, wenn man die Zutaten auf maximal vier Rohstoffe reduziert. Und genau daran probiere ich gerade.

Weiter kann ich es gar nicht leiden, wenn Trinkgefäße innen dunkel glasiert sind. Ich bilde mir ein, die Farbe vom Getränk bei heller Oberfläche besser zu sehen. Deshalb steht gleichzeitig noch eine helle Innenglasur auf der Wunschliste. Es kann ganz simpel sein. Holzasche, Feldspat, Ton – fertig. Auch Kreide, Kaolin, Gesteinsmehle, Tone, Quarz, Petalit und Wollastonit findet man auf dem Experimentiertisch. Aber momentan bin ich da etwas in der Sackgasse. Was in einer Schüssel funktioniert, muss nicht zwangsläufig auch im Becher klappen. Da ich die Temperatur beibehalte, müssen hier und da einige Prozente geändert werden.

Und genau das schlage ich all den mit Ton werkelnden Leuten da draußen vor. Traut euch ran an das Thema. In jedem Rohstoffkatalog stehen die Hinweise zu den Materialien. Holt euch Ideen und Grundglasuren über veröffentlichte Rezepte. https://glazy.org/ ist da eine echt tolle Quelle für Glasurrezepte. Verändert die Rezepturen, passt sie an. Das ist oft ein langwieriger Prozess. Lernt von Probe zu Probe. Solange man nur Gefäßinnenseiten damit glasiert, sollten die Ofenplatten auch sauber bleiben.

Wenn man später seine Glasur endlich „erfunden“ bzw gefunden hat, muss die ohnehin zum Test in ein Labor. Zumindest, wenn die Keramik mit Lebensmitteln in Berührung kommt. Soweit mir das bekannt ist, kann man mehrere Glasuren auch auf einmal testen lassen. Wenn man in einer Schüssel drei Glasuren nebeneinander hat, funktioniert dies auch. Zumindest solange das Testergebnis passt. 🙂

Teil1 Teil2

Gurke auf Kürbiswurzel

Gurke mit Kürbiswurzel

Gurke mit Kürbiswurzel

Den Gartenteil im Blog habe ich lange vernachlässigt. Dabei verbringe ich ja momentan die meiste Zeit im Garten. Seit ungefähr drei Jahren habe ich große Probleme mit den Gurkenpflanzen. Die sterben ab, bzw werden krank und eigene Gurken gab es lange nicht mehr. Wie es so ist, man sucht im Internet nach einer Lösung. Hier ist mein Versuch für dieses Jahr.

Ich setze Gurkenpflanzen auf die Wurzeln einer Kürbispflanze. Der Kürbis hat wohl eine robustere Wurzel. Ich nenne es meine „Frankensteingurke“. Damit bei der „Operation“ die Pflanzen in etwa gleich groß sind, müssen die Gurkensamen eher in die Erde. Erst wenn die Gurkenpflanze erste Blätter hat, kommen die Kürbissamen zur Aussaat.

Was ich nun gemacht habe, erklärt sich ja aus dem Bild. Mit einem Skalpell die Stiele der ausgegrabenen Pflänzchen entsprechend eingeschnitten. Dann die Pflanzen ineinander gesteckt. Die Stelle habe ich dann umwickelt. Da es für mich Premiere war, habe ich mehrere Varianten probiert. Malerkreppband, Draht, Büroklammern, Folie. Muss sich herausstellen, was am besten ist. In 14 Tagen sollten sich die Pflanzen verbunden haben.

Die Pflanzenduos kommen dann so zusammen jeweils in einen Topf mit Erde. In zwei Wochen wird dann die Gurkenwurzel und das Kürbisoberteil abgeschnitten. Dafür habe ich sicherheitshalber die zukünftigen Schnittstellen mit einem dünnen Draht markiert.

Bin mal gespannt, ob das klappt? Aber schon bekloppt, was man heute alles tun muss, um 0815 Gartenpflanzen überleben zu lassen. Birnen, Kirschen, Bohnen, Kohlrabi, Möhren… – überall Probleme. ;( Mal hoffen, dass ich dieses Jahr wenigstens wieder eigene Gurken ernten kann. Ich werde berichten, wie es mit Gurke mit Kürbiswurzel geklappt hat.

#Update:
Die Pflanzen müssen unbedingt von gleicher Stärke sein. Dick und dünn kombiniert, hat wenig Chancen. Beim fixieren der Pflanzen haben Papierklebeband und Draht versagt. Bestes Ergebnis brachte ein Wollfaden. Viel und fest umwickeln. Dabei darauf achten, dass die Schnittstelle höher als das Erdniveau ist.

PTCR

PTCR

PTCR

Process Temperature Control Rings – legt man in seinen Ofen, um die wahre Brenntemperatur zu überprüfen. Viele Öfen haben ja nur ein Thermoelement und so fallen Temperaturgefälle im Brennraum manchmal nicht auf. Besonders bei einem Toplader ist die unterste Etage einige Grad kühler.

Zu kaufen gibt es diese Ringe im Keramikzubehörhandel. Man braucht dazu nur noch einen Messschieber und es kann los gehen. Die PTCR gibt es für verschiedene Temperaturbereiche. Man muss natürlich die entsprechende Sorte nehmen. Einfach auf die Brennplatte im Ofen legen und danach messen. Eine entsprechende Tabelle wird mitgeliefert.

In meinem Fall ging alles gut. 18,7mm entsprechen 1281°C. Ich will mich mal nicht über ein Grad aufregen. Thermoelement und Ofen funktionieren perfekt. Beim nächsten Brand werde ich dann mal den Toplader ausmessen…

Glasurproben machen

Glasurproben machen Teil 2

Glasurproben machen Teil 2

Als Töpferlehrling war meine erste Glasurlektion: „mach 10% Kaolin an die Glasur“. In dem Fall handelte es sich um eine Glasur aus dem Bereich bis 1080°C, welche bei 1140°C gebrannt werden sollte.
Kaolin hat einen hohen Schmelzpunkt von 1450°C. Durch Zugabe eines solch hoch schmelzenden Materials, wird also der Schmelzpunkt nach oben verschoben. Im Fall meiner Lehre hat es super funktioniert. Dazu kamen noch zwei positive Effekte. Der Preis der Glasur sank, da Kaolin einen niedrigen Preis hat. Zudem setzte sich die Glasur auch nicht mehr so im Eimer ab.

Allerdings ist das nicht immer von Erfolg gekrönt und es kann auch schief gehen. Zudem kann man dies nicht beliebig oft machen. Aber dazu macht man ja Proben. Kaolin kann eine Glasur auch matter machen. Dadurch das es weiß ist, kann sich auch die Farbe der Glasur ändern. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, wie bei jedem zusätzlich eingemischten Rohstoff. Andere hoch schmelzenden Rohstoffe können diesen Effekt ebenso bewirken.

Auf dem Foto sieht man drei Schüsseln mit einer Lehmglasur. Den Ton hatte ich mal am Wegesrand auf einer Radtour gefunden. Die Proben sind mit 1275°C gemacht. Die matte Oberfläche entstand durch Zugabe von 100% Quarz (also 1:1). Die mittlere Probe enthält 25% Quarz, während die glänzende Glasur der Ton pur ist. Also Zugabe eines sehr spät schmelzenden Materials.

In dem Fall sind die Proben misslungen. Oder eben nicht, denn negative Proben beinhalten ja auch Erkenntnisse. Ich weiß nun, ich kann dem Ton vertrauen. Er läuft nicht ab und es bilden sich keine Blasen. Etwas einfache Optik – aber durchaus zu gebrauchen.
Bei Glasurtests übertreibe ich ganz gern mal. Ich möchte einen schnellen Überblick bekommen. Mit jedem weiteren Test, werden die Zugabemengen dann kleiner. Im Fall bei der Lehmglasur geht es nun wahrscheinlich darum, die Farbe etwas lebhafter zu gestalten. Da geht es dann um Farben, was im nächsten Teil kurz angerissen wird.

Wer grundsätzlich an solch Experimenten Interesse hat, sollte sich nach Fachliteratur umschauen. Der „Matthes“ (so sagen die Töpfer kurz zu diesem tollen Nachschlagewerk) ist hier wohl das bekannteste Buch. Schließlich gibt es noch so viele andere Rohstoffe…

Teil 1

Waage Glasurproben

Glasurproben machen

Glasurproben machen

Erster Teil: Aus einigen Gesprächen mit Hobbytöpfern, hört man oft eine Unsicherheit beim Thema Glasurexperimente heraus. Natürlich ist das Thema ziemlich komplex. Man muss sich da langsam annähern. Es ist allerdings auch keine Raketenwissenschaft, so dass jeder Hobbykeramiker sich hier versuchen kann.

Was man definitiv dafür benötigt, ist eine Waage die 0.1g Schritte beherrscht. Man kann zwar auch mit Volumen arbeiten, doch dabei können schneller Fehler passieren. Besonders bei klumpigen Rohstoffen. Solch eine Waage muss nicht zwingend die Preise kosten, die im einschlägigen Fachhandel aufgerufen werden. Es geht durchaus auch günstiger. Wenn man später einen ganzen Eimer anmischt, genügt die 1g genaue Waage auch.

Beim Glasurproben machen sollte man zumindest ein Ziel haben. Einfach ein paar Rohstoffe ineinander kippen, führt wahrscheinlich nur selten ans Ziel. Schon gar nicht ohne Erfahrung. Anfangs wird man nur fertige Glasuren ändern wollen. Oder man versucht, Glasuren zu mischen. Es muss ja nicht nur 1:1 sein. 2:1 ,1:10 was immer man mag. Die Möglichkeit, zwei Glasuren übereinander zu legen, gibt es ja auch noch zusätzlich. Viel Arbeit = viele Erkenntnisse. 🙂 Ganz wichtig dabei: unbedingt Aufzeichnungen machen und die Glasurträger mit Zeichen versehen. So nach und nach kommt unter Umständen da einiges zusammen, was man sich nie und nimmer merken kann. So kann man noch Jahre später von diesen Proben profitieren.

Ich verwende ganz unökologisch Plastiktrinkbecher beim anmischen. Sie sind leicht, man kann sie beschriften und sollte sie mehrfach benutzen. Im Grunde genommen genügen mir meist zwei Stück parallel. Da kann die zuerst angemischte Probe noch etwas sumpfen, während man die zweite Probe mischt.
Oft benutze ich dann extra gedrehte Kompottschalen für die Proben. Ablaufende Glasur kann keinen Schaden anrichten, wenn man die Schale nur innen glasiert. Man kann aber auch Glasurträger aus Tonstreifen fertigen. Man braucht mit denen weniger Ton, Glasur und Platz im Ofen. Ich stelle die immer nebenbei her, wenn Tonmasse übrig ist. Mit einem Modellierholz mache ich hier zwei, drei Rillen hinein, da sieht man gleich wie die Glasur auf solch Unebenheit reagiert.

Glasurproben machen

Zehn bis 15g Glasur genügen meist schon bei einer Schale. Bei zehn Gramm ist 0,1g schon 1%, weshalb man genau arbeiten und notieren sollte. Ich gieße zuerst 10ml (g) Wasser in den Becher. Wie viel Wasser man benötigt, hängt aber auch stark von den Rohstoffen ab. Holzasche und Ton benötigen auch schon mal mehr Flüssigkeit. Auf das sieben der Glasur, verzichte ich bei so kleinen Proben allerdings. Notfalls fühle ich mit dem Finger zuvor, ob alle Zutaten aufgelöst sind. Ein kleinerer Pinsel mit harten Borsten ist hilfreich beim verflüssigen und zerkleinern von Zutaten. Es gibt da so Kandidaten wie Talk, Asche, Bentonit, Gerstley Borat – die da ziemlich klumpig sein könnten.

Und dann kann es endlichmit dem Glasurproben machen los gehen… Allerdings braucht es ab hier doch etwas Wissen. Ich kann nur ein klein wenig anleiten. Man hat -wie gesagt- hoffentlich ein Ziel. Meistens lautet das: Farbe ändern, ablaufen verhindern, mattieren, glänzender machen. Oder einfach auch Geld sparen. Da das Thema allerdings ziemlich komplex ist, wird dieser Artikel Fortsetzungen benötigen. Zudem gibt es oft ja auch mehrere Wege. Man muss eben nur mal anfangen.
Wenn man sich Mühe bei der Formgebung gab, sollte meiner Meinung nach, einfach keine 0815 Standardglasur darauf. Lasst und also etwas experimentieren. Teil 2

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